Ich habe die spiegellose Nikon Z6 für einen Tag getestet. Hier möchte ich gerne meine Eindrücke als DSLR Nutzer mit Euch teilen.
Als Fotograf muss ich mich auf meine Ausrüstung verlassen können. Kameras sind meine Arbeitsgeräte und müssen in jeder Lebenslage zuverlässig sein. Ebenfalls muss ich mich darauf verlassen können, dass sie auf meine Eingaben so reagieren, wie ich es benötige.
Neue Trends und Entwicklungen auf dem Markt haben das Potenzial, meine Arbeitsabläufe zu verbessern.
Als langjähriger Nutzer von Spiegelreflexkameras habe ich nun auch eine spiegellose Kamera ausprobiert. Dabei wollte ich herausfinden, ob das Nikon Z System ein sinnvolles Upgrade zu meiner D850 und D750 sein könnte.
Ich habe ein kurzes Video über meine Erfahrungen gedreht, gehe aber auch nochmals schriftlich auf meine Gedanken zur Z6 ein:
Im Rahmen meines kurzen Tests bin ich ganz besonders auf Aspekte eingegangen, die für mich persönlich relevant sind. Ich arbeite vor allen Dingen als Hochzeitsfotograf und Eventfotograf. Dementsprechend ist es für mich wichtig, dass die Kamera selbst in hektischen Situationen immer einsatzbereit ist. Sie muss es schaffen, Gesichter zuverlässig zu verfolgen und dabei intuitiv bedienbar sein.
Meine beiden aktuellen Kameras, die D850 und D750 sind für mich seit vielen Jahren verlässliche Begleiter und haben mir dabei geholfen, in jeder Lebenslage großartige Fotos aufzunehmen. Daher war es für mich umso spannender, herauszufinden, ob ein Spiegelloses System überhaupt zusätzliche Vorteile hat.
Die konkreten Punkte, die ich mir also beim Test der Nikon Z6 angeschaut habe, waren folgende: Autofokus, Ergonomie, Adapter, Bildqualität und Videoqualität.

Autofokus:
Eines der wichtigsten Argumente für ein spiegelloses System ist der Autofokus. Dieser arbeitet deutlich anders als bei DSLRs, da er direkt auf dem Sensor sitzt und nicht durch einen zusätzlichen Chip und Spiegel angesprochen werden muss.
Diese moderne Autofokus Technik bringt viele Neuerungen mit sich, die bei Spiegelreflexkameras bisher nicht in dieser Form möglich waren.
Grundlagen für neue Einstellungsmöglichkeiten des AF Systems sind vor allen Dingen die nahezu komplette Abdeckung des Bildfelds mit AF Sensoren sowie die hohe Zahl dieser.
Dadurch kann ein neuer Modus umgesetzt werden, der für mich als Hochzeitsfotograf und Eventfotograf sehr interessant ist:
Die Gesichtserkennung und Augenerkennung. Diese macht es möglich, Gesichter durch den Autofokus verfolgen zu lassen. Je nach Entfernung der Person, wird sogar das Auge durch den Autofokus erkannt und scharf gestellt. Dieser Modus wurde zudem in der zweiten Generation der Z-Serie nochmals verbessert.
Für meine Arbeitsbereiche könnte die Gesichtserkennung eine deutliche Erleichterung in vielen Situationen bedeuten: Wenn die Braut mit Ihrem Vater in der Kirche zum Altar läuft oder sich Brautpaar während dem Paarshooting frei bewegt. In Situationen, wo Darsteller oder Redner über die Bühne laufen. Wenn Kinder auf Geburtstagen wild umher rennen. Oder wenn ein Moderator das Publikum befragt. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, wenn man überlegt, wie viele Menschen man als Hochzeitsfotograf und Eventfotograf aufnimmt.

Ergonomie und Handhabung:
Hersteller von spiegellosen Kameras konzentrieren sich (leider) neuerdings darauf, möglichst kompakte Kameras zu entwickeln. Für mich als hauptberuflicher Fotograf ist das eine sehr schlechte Entwicklung. Denn ich habe Arbeitstage, an denen ich bis zu 14 Stunden vor Ort bin und dabei für viele Stunden die Kamera in der Hand halte. Für mich ist es wichtig, dass die Kamera gut in der Hand liegt, und ich mich bei der Bedienung nicht verkrampfen muss. Meine Nikon D750 ist in dieser Hinsicht ungeschlagen. Sie ist zwar bereits sehr kompakt und leicht, hat dabei aber gleichzeitig den besten Griff aller Kameras, die ich bisher benutzt habe. Selbst die etwas größere D850 kommt nicht an die nahezu perfekte Form und Handhabung der D750 heran – Auch wenn sie das „professionellere“ Button-Layout hat.
Bei der Z6 folgt Nikon, anders als bei ihren DSLRs, einem völlig falschen Trend. Denn die Gehäuse der Z-Serie sind nochmals deutlich kleiner geworden als die bereits kompakte D750. Der Griff ist kürzer und flacher, darüber hinaus sind einige Knöpfe und ein Drehrad weggefallen. Insbesondere die Einstellung des Weißabgleichs ist ab Werk nur durch das Menü möglich. Die Einstellung zwischen Einzelbildmodus und Serienbildmodus ist ebenfalls nicht mehr durch ein eigenes Drehrad möglich. Darüber hinaus hat man keinen Knopf mehr für das Umschalten der Autofokus Modi.
Abhilfe schafft das Belegen von zwei „Custom Buttons“ an der Vorderseite der Kamera. Durch deren Position ist dies jedoch nur ein schwacher Trost. Immerhin kann man dadurch aber auf die AF Modi und den Weißabgleich zugreifen, ohne durch ein Menü navigieren zu müssen.
Der kleinere Griff ist für mich mit großen Händen natürlich kritisch. Der Joystick ist nicht so bequem wie bei meinen Spiegelreflexkameras zu erreichen und meine Fingerkuppen stoßen zum Teil an die Vorderseite des Gehäuses. Ich gehe davon aus, dass eine Griff-Verlängerung Abhilfe schaffen kann. Ob dies aber auch bei langen Tagen von bis zu 14 Stunden ausreicht, um die Kamera komfortabel zu bedienen, weiß ich noch nicht.

Bildqualität:
Durch die recht kurze Zeit, in der ich die Nikon Z6 getestet habe, konnte ich die Bildqualität nicht umfassend beurteilen. Ich habe einige Testbilder in meinem Büro gemacht und war auf einer kurzen, herbstlichen Wanderung. Die dabei entstandenen Aufnahmen haben sich mit dem gedeckt, was ich bereits von meiner D750 und D850 kenne. Bildrauschen und Dynamikumfang waren nicht merklich besser oder schlechter als bei meinen aktuellen Kameras. Und dieser Eindruck ist für mich ehrlich gesagt völlig ausreichend, denn ich bin bereits sehr zufrieden mit den Bildern meiner aktuellen Spiegelreflexkameras!
Nikon Z6 oder doch eher Nikon Z7?
Ich vergleiche die Nikon Z6 oft direkt mit meiner D850. Dies mag den einen oder anderen verwundern, da die D850 durch ihren 45 Megapixel Sensor eigentlich nicht die direkte Konkurrenz der Z6 mit 24 Megapixeln ist.
Wenn ich davon spreche, dass ich vielleicht auf ein spiegelloses System Umsteige, so müsste man also eigentlich davon ausgehen, dass ich auf eine oder sogar zwei Z7 Kameras wechseln müsste, da ich bereits eine 45MP Kamera besitze.
Ich sehe das jedoch anders. Ich habe mir die D850 nicht gekauft, um eine höhere Auflösung gegenüber meiner D750 zu erhalten. Meine Gründe waren insbesondere das deutlich bessere Autofokus System, der größere Puffer für Serienbildaufnahmen und das bessere Button-Layout.
Bei einem potenziellen Wechsel auf das spiegellose Nikon Z-System gibt es diese Differenzen jedoch nicht mehr.
Die Z6 und Z7 unterscheiden sich lediglich bei ihrer Auflösung und der Anzahl der Autofokus Punkte (aber nicht bei der Geschwindigkeit des AF Systems). Die Gehäuse und Bedienung sind identisch.
Da meine Kunden meine Fotos meistens mit 12 Megapixeln Auflösung erhalten, sind 45 Megapixel bereits jetzt deutlich mehr, als ich benötige. Darüber hinaus sind die großen Dateien mit dem schlecht optimierten Adobe Lightroom auch langsamer beim Bearbeiten.
Sollte ich auf das Z-System wechseln, wären die 24 Megapixel der Z6 / Z6 II mehr als ausreichend für mich!

Videoqualität:
Die Videoqualität der Nikon Z6 ist für mich der wahrscheinlich unwichtigste Aspekt bei der Betrachtung dieser Kamera. Ich habe bereits ein Videosystem mit drei Kameras der Panasonic LUMIX Serie. Diese würde ich auch nicht durch eine Z6 ersetzen oder ablösen. Meine Gründe dafür sind vielfältig. Die LUMIX Serie bietet mir viele Möglichkeiten, die ich mit der Z6 nicht habe. Wichtig sind insbesondere zwei Punkte:
Die GH5 und GH5S nehmen Videos mit 4k Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. Dies erlaubt es mir, insbesondere bei Hochzeitsvideos, einzelne Sequenzen in Zeitlupe abzuspielen. Dies hat den Effekt, dass emotionale und etwas verträumte Szenen entstehen, welche die Gefühle des Augenblicks betonen.
Darüber hinaus haben die LUMIX Kameras (GH5 und G91) eine doppelte Bildstabilisierung. Diese wird durch die gleichzeitige Stabilisierung von Sensor und Objektiv umgesetzt. Dadurch ist es möglich, auch stabile Videoaufnahmen aus der Hand zu filmen oder sanfte Schwenks umzusetzen.
Die Panasonic Kameras haben natürlich auch Nachteile. Ganz besonders der kleine Sensor, der kaum brauchbare Autofokus und die mittelmäßige Objektivauswahl sind hier zu nennen.
Die Nikon Z6 ist für Videoaufnahmen zwar gut Ausgestattet, jedoch fehlen mit ganz besonders die 4k60p Aufnahmen und der „Dual IS“. Ich gehe davon aus, dass ich mit der Z6 nicht oder nur kaum filmen würde, sofern ich auf das spiegellose System umsteige.

Fazit:
Ich möchte gerne gut informiert über neues Equipment sein und erfahren, wie ich einfacher bessere Fotos machen kann. Der Test eines spiegellosen Kamerasystems war daher ein wichtiger Schritt für mich, um über zukünftige Investitionen nachzudenken.
Der Test der Nikon Z6 hat mir gezeigt, wie viele neue Möglichkeiten spiegellose Systeme bieten können. Insbesondere die Gesichtserkennung und das bildfüllende Autofokussystem sind großartige Funktionen. Endlich kann ich dem Autofokus auch vertrauen, wenn ich auf das Display schaue.
Darüber hinaus sehe ich durch den elektronischen Sucher nun genau, wie mein Bild belichtet ist.
Das Nikon Z-System ist erstaunlich gut und bietet mir deutlich mehr Vorteile und Neuerungen, als ich es vor meinem Test erwartet hätte.
Ich kann mir gut vorstellen im Laufe des kommenden Jahres auf dieses Spiegellose Kamerasystem mit zwei Nikon Z6 II zu wechseln.
Natürlich werde ich einen neuen Bericht schreiben, sofern ich diesen Plan tatsächlich umsetzen sollte!
Meine Arbeiten und Bilder mit meinen Spiegelreflexkameras findet Ihr hier:
enlightened-imaging.de/galerie/
Meine Angebote und Arbeitsbereiche sind auf meiner Webseite zu finden:
enlightened-imaging.de/angebote/